Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Prof. Dr. Renate Wittern-Sterzel

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin

Renate Wittern-Sterzel Ordentliches Mitglied der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur; Vorsitzende der Kommission für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften; Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt; seit 2004 Mitglied des Fachkollegiums Geschichtswissenschaften der DFG.

Die griechisch-römische Medizin, und hier insbesondere die Beziehung von Philosophie und Medizin, Fragen der Mündlichkeit und Schriftlichkeit, gattungsgeschichtliche Probleme und Fragen zur Begriffsgeschichte stehen seit der Promotion im Mittelpunkt meiner Forschungen; daneben bildet die Medizin in Mittelalter und Renaissance einen wichtigen Schwerpunkt. Im Bereich der Neuzeit beschäftige ich mich überwiegend mit der Entwicklung, den Konzepten und der Rezeption von Homöopathie, Naturheilkunde und anderen Spielarten der alternativen Medizin, außerdem mit der Psychiatrie und der Sozialmedizin im 19. Jahrhundert.
Forschungsschwerpunkte im Graduiertenkolleg
Der Transfer der griechisch-römischen Medizin aus dem islamischen Kulturkreis ins lateinische Mittelalter auf der einen Seite und die Wiederentdeckung der originalen griechischen Werke im 16. Jahrhundert durch die Humanisten auf der anderen markieren zwei Wendepunkte, die die Entwicklung der abendländischen Medizin entscheidend geprägt haben. Mein Interesse richtet sich hierbei vor allem auf das 14. und das 16. Jahrhundert mit ihren je unterschiedlichen Programmen zur „Reform“ der Medizin an den Universitäten, die sich besonders gut am Beispiel der Anatomie nachweisen lassen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Humanisten und ihren Bemühungen, die antiken Autoren Hippokrates und Galen gegen die „arabisierte“ Medizin zu verteidigen und ihre Texte wieder herzustellen.
Aktuelle Publikationen / Vorträge
Die Gegner Andreas Vesals. Ein Beitrag zur Streitkultur des 16. Jahrhunderts. In: Gesundheit – Krankheit. Kulturtransfer medizinischen Wissens von der Spätantike bis in die Frühe Neuzeit, hg. v. Florian Steger und Kay Peter Jankrift. Köln, Weimar, Wien 2004, S. 167–199.

Medizinische Reformen in Mittelalter und Renaissance am Beispiel von Bologna und Padua, Marburg 2005.

Die Präsentation des anatomischen Wissens im Buch des 16. Jahrhunderts. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 59 (2005), S. 34–49.

Wissenschaftlicher Streit oder Glaubenskrieg – Die Auseinandersetzung über die „richtige“ Anatomie im 16. Jahrhundert, In: Vorträge der Geisteswissenschaftlichen Klasse 2000–2004, hg. v. Klaus Manger. Erfurt 2006, S. 85–105}.

Formen wissenschaftlicher Polemik am Beispiel der Rezeption von Vesals Fabrica. (im Druck)

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