Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Manuel Teget-Welz

Martin Schaffner. Studien zu Leben und Werk. Mit einem kritischen Katalog

Manuel Teget-Welz Geboren 1477/78 dürfte Martin Schaffner zunächst bei Hans Holbein d. Ä. in Augsburg eine Lehre zum Maler absolviert haben, ehe er als Geselle zu Jörg Stocker nach Ulm kam. In der Reichsstadt Ulm unterhielt Schaffner selbst spätestens zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 16. Jh. eine eigene sehr gut gehende Werkstatt, in der hauptsächlich kostbare Tafelmalerei für den sakralen Kontext – Altarflügel und Epitaphien – sowie Porträtbilder entstanden. In seinem umfangreich erhaltenen Werk setzte sich Schaffner mit den aktuellen Strömungen der Renaissancekunst auseinander, vermittelt durch Dürer, Burgkmair und italienische Druckgraphik, wobei er stets auch seinem Lehrmeister und der lokalen Ulmer Tradition eingedenk blieb. So steht die Kunst Schaffners im Spannungsfeld zwischen Spätgotik und Renaissance, zwischen Spätmittelalter und beginnender Neuzeit. Zu seinen Kunden konnte Schaffner neben wohlhabenden Ulmer Bürgern und Patriziern auch Klerus sowie Adel, darunter gar Kaiser Maximilian I. selbst, zählen. Nicht vor 1526 wurde er zum Stadtmaler Ulms ernannt, in dessen Funktion der Meister neben anderen auch karthographische Arbeiten und möglicherweise 1539/40 die bekannte Ulmer Rathausdekoration schuf. Der Ulmer Bildersturm von 1531 bedeutete für die Auftragslage einen folgeschweren Einschnitt, wenn Schaffner auch einer der wenigen Vertreter seiner Zunft bleiben sollte, der weiterhin seiner erlernten Profession nachgehen konnte. Vor 1549 muss Schaffner verstorben sein.

Die Dissertationsschrift gliedert sich in Darstellung und Katalog. Im ersten Teil wird das Leben und Werk Schaffners auf Basis von Quellenstudien und Werkanalyse skizziert. Im Zusammenhang mit der Themenstellung des Graduiertenkollegs 516 „Kulturtransfer im europäischen Mittelalter“ ist von besonderem Interesse die Frage nach einer Reise Schaffners nach Oberitalien, der erstmals nicht nur mittels Diskussion am Werk, sondern auch durch Forschung zu Reisemöglichkeit und -gewohnheit sowie alternativer Transfermöglichkeiten eines oberdeutschen Künstlers des Spätmittelalters ausführlich nachgegangen wird. Ferner bleiben neben anderen auch die Problemkreise Werkstattorganisation, Auftraggebereinfluss sowie Selbstverständnis und Selbstdarstellung des Künstlers nicht unberücksichtigt. Der Katalogteil umfasst ausführliche Einträge zu sämtlichen erhaltenen und bekannten künstlerischen Arbeiten Schaffners, gegliedert nach Gattungen und mit Angaben zu Forschungsgeschichte, Genese und Position im Werk. Abschreibungen sind tabellarisch erfasst. Abgerundet wird die Arbeit durch einen umfassenden Quellenanhang, der alle bekannten Archivalien zum Leben und Wirken Schaffners in edierter Form enthält.

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