Prof. Dr. Susanne Köbele
Institut für Germanistik, Professur für Germanische und Deutsche
Philologie (Komparatistische Mediävistik)

Meine Forschungsschwerpunkte
betreffen zum einen den Bereich der volkssprachlichen und lateinischen
Mystik und zum andern den Bereich der Lyrik: Minnesang und die religiöse
Lyrik insbesondere des Spätmittelalters im sog. ‚geblümten‘
Stil. Ein dritter Themenbereich sind Erzähltexte der klassischen Zeit
(u. a. Wolframs
Titurel , Gottfrieds
Tristan),
mit denen ich mich unter den Aspekten ‚Fragmentstatus‘,
‚Metaphorizität‘, ‚Mythos und Erzählung‘ beschäftigt
habe.
Forschungsschwerpunkte im Graduiertenkolleg
Im Spätmittelalter wird das
Verhältnis von Dichtung, Philosophie und Theologie auffällig eng.
Der Verwissenschaftlichungsprozess der Literatur fordert dazu heraus,
für Kontextualisierungsvorgänge ganz verschiedener Art historisch
tragfähige Konzepte zu entwickeln, u. a. für die Relationen geistlich/weltlich,
Latein/Volkssprache, Poesie/Rhetorik, Mythos/Religion/Dichtung.
Diese Spannungsverhältnisse und Überschneidungsvorgänge interessieren
mich. Ich untersuche sie einerseits für mystische Texte (Überlegungen
zur Ästhetik der Vision, zur Ketzergeschichte, zu Personalitäts- und
Heiligkeitskonzepten), anderseits für die Liebeslyrik (Entstehung
einer Affektsprache, Minne-Entwürfe, Konzepte von ‚Körper‘
und ‚Seele‘) und für Erzähltexte. Was meine Arbeiten verbindet,
ist das Interesse an Poetologie, an Stil- und Formkonzepten. Was die
Texte sagen, ist immer auch, wie sie es sagen. Nach wie vor beschäftigt
mich das Thema ‚Metapher-Allegorie-Mythos im Mittelalter‘.
Fragen der Historischen Poetik verbinden sich mit Fragen der Historischen
Anthropologie, die dort besonders ergiebig sind, wo die Texte erkennen
lassen, dass Literatur und Philosophie, Literatur und Religion eine
Kontaktfläche haben. Übergreifend interessiert mich das Problem einer
konzeptionellen Erfassung von ‚Stil‘ (u. a. für die
spätmittelalterlliche Marien-Dichtung), insbesondere die umstrittene
Frage nach dem Stellenwert von Ironie im Minnesang wie auch im höfischen
Roman.
Aktuelle Publikationen / Vorträge
Mythos und Metapher. Die Kunst
der Anspielung in Gottfrieds ‚Tristan‘, in: Präsenz des
Mythos. Konfigurationen einer Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit,
hg. v. U. Friedrich und B. Quast, Berlin, New York 2004, S. 219–246.
Vom »Schrumpfen« der Rede auf dem Weg zu Gott. Aporien christlicher
Ästhetik (Meister Eckhart und das ‚Granum sinapis‘ –
Michel Beheim – Sebastian Franck), Poetica 36 (2004) S. 119–147.
Der paradoxe Fall des Ich. Zur
Klage Hartmanns von Aue, in:
anima und sêle, hg. v. Katharina Philipowski und Anne Prior, Berlin
2006.
‚Ausdruck‘ im Mittelalter. Zu einem übersehenen Begriff,
in:
süezer klanc. Ästhetik im Mittelalter, hg. v. M. Braun
und Ch. Young (ersch. 2006).
heilicheit durchbrechen. Grenzfälle von Heiligkeit in der
mittelalterlichen Mystik, in: Sakralität zwischen Antike und Neuzeit, Stuttgart 2007, S. 147–149.
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