Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Prof. Dr. Susanne Köbele

Institut für Germanistik, Professur für Germanische und Deutsche Philologie (Komparatistische Mediävistik)

Susanne Köbele Meine Forschungsschwerpunkte betreffen zum einen den Bereich der volkssprachlichen und lateinischen Mystik und zum andern den Bereich der Lyrik: Minnesang und die religiöse Lyrik insbesondere des Spätmittelalters im sog. ‚geblümten‘ Stil. Ein dritter Themenbereich sind Erzähltexte der klassischen Zeit (u. a. Wolframs Titurel , Gottfrieds Tristan), mit denen ich mich unter den Aspekten ‚Fragmentstatus‘, ‚Metaphorizität‘, ‚Mythos und Erzählung‘ beschäftigt habe.
Forschungsschwerpunkte im Graduiertenkolleg
Im Spätmittelalter wird das Verhältnis von Dichtung, Philosophie und Theologie auffällig eng. Der Verwissenschaftlichungsprozess der Literatur fordert dazu heraus, für Kontextualisierungsvorgänge ganz verschiedener Art historisch tragfähige Konzepte zu entwickeln, u. a. für die Relationen geistlich/weltlich, Latein/Volkssprache, Poesie/Rhetorik, Mythos/Religion/Dichtung. Diese Spannungsverhältnisse und Überschneidungsvorgänge interessieren mich. Ich untersuche sie einerseits für mystische Texte (Überlegungen zur Ästhetik der Vision, zur Ketzergeschichte, zu Personalitäts- und Heiligkeitskonzepten), anderseits für die Liebeslyrik (Entstehung einer Affektsprache, Minne-Entwürfe, Konzepte von ‚Körper‘ und ‚Seele‘) und für Erzähltexte. Was meine Arbeiten verbindet, ist das Interesse an Poetologie, an Stil- und Formkonzepten. Was die Texte sagen, ist immer auch, wie sie es sagen. Nach wie vor beschäftigt mich das Thema ‚Metapher-Allegorie-Mythos im Mittelalter‘. Fragen der Historischen Poetik verbinden sich mit Fragen der Historischen Anthropologie, die dort besonders ergiebig sind, wo die Texte erkennen lassen, dass Literatur und Philosophie, Literatur und Religion eine Kontaktfläche haben. Übergreifend interessiert mich das Problem einer konzeptionellen Erfassung von ‚Stil‘ (u. a. für die spätmittelalterlliche Marien-Dichtung), insbesondere die umstrittene Frage nach dem Stellenwert von Ironie im Minnesang wie auch im höfischen Roman.
Aktuelle Publikationen / Vorträge
Mythos und Metapher. Die Kunst der Anspielung in Gottfrieds ‚Tristan‘, in: Präsenz des Mythos. Konfigurationen einer Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. v. U. Friedrich und B. Quast, Berlin, New York 2004, S. 219–246.

Vom »Schrumpfen« der Rede auf dem Weg zu Gott. Aporien christlicher Ästhetik (Meister Eckhart und das ‚Granum sinapis‘ – Michel Beheim – Sebastian Franck), Poetica 36 (2004) S. 119–147.

Der paradoxe Fall des Ich. Zur Klage Hartmanns von Aue, in: anima und sêle, hg. v. Katharina Philipowski und Anne Prior, Berlin 2006.

‚Ausdruck‘ im Mittelalter. Zu einem übersehenen Begriff, in: süezer klanc. Ästhetik im Mittelalter, hg. v. M. Braun und Ch. Young (ersch. 2006).

heilicheit durchbrechen. Grenzfälle von Heiligkeit in der mittelalterlichen Mystik, in: Sakralität zwischen Antike und Neuzeit, Stuttgart 2007, S. 147–149.

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