Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Prof. Dr. Berndt Hamm

Institut für Kirchengeschichte, Lehrstuhl für historische Theologie II (Neuere Kirchengeschichte)

Berndt Hamm Prof. Dr. Berndt Hamm (aus Baden) ist seit 1984 auf dem Erlanger Lehrstuhl für Neuere Kirchengeschichte (Theol. Fakultät), mit besonderem Interesse für die Verknüpfungen von Theologie, Frömmigkeit, Sozialordnung, literarischer Bildung und Bildender Kunst (Text im Bild) im 13. bis 16. Jahrhundert. Für seinen integrativen Ansatz stehen die von ihm eingeführten Begriffe „ Frömmigkeitstheologie“ und „Normative Zentrierung (von Religion und Gesellschaft)“.

Am Lehrstuhl von Prof. Hamm sind drei Editionsprojekte angesiedelt: Die Korrespondenz des Straßburger Reformators Martin Bucer (Prof. Dr. Reinhold Friedrich, Dr. Wolfgang Simon), die Schriften des Nürnberger Reformations-Ratschreibers Lazarus Spengler (Dr. Gudrun Litz, Felix Breitling) sowie der Briefwechsel des Johannes von Staupitz (ca. 1465–1524). Hinzu kommt die Erarbeitung des zweibändigen Synagogen-Gedenkbandes Bayern (Barbara Eberhardt, Angela Hager). Die Bucer-, Spengler- und Synagogenprojekte sind drittmittelfinanziert.
Forschungsschwerpunkte im Graduiertenkolleg
Am interdisziplinären Forschungsvorhaben „Sakralität zwischen Antike und Neuzeit“ der Erlanger Mediävisten beteiligt Prof. Hamm sich mit dem Projekt „Neue Nahdimensionen von Heiligkeit in der Religiosität zwischen 1380 und 1530: Veränderungen, Vielfalt, Gegenläufigkeiten und Umbruch“. Dabei kommen zahlreiche Transfervorgänge in den Blick: Heiligkeit wird räumlich, zeitlich und medientechnisch in die unmittelbare Nähe der Gläubigen transferiert (z. B. durch Romablässe). Sie wird zu einer anschaulichen, anfassbaren, transportablen und zugleich innerlich vergegenwärtigten Gnade. Stichwort: der Transfer von der fernen zur „nahen Gnade“. Die Reformation wird dabei im Verhältnis zu den Innovationen des Spätmittelalters als Fortsetzung, qualitativer Sprung und Umbruch verstanden – jedenfalls nicht mehr (wie immer noch bei den meisten Reformationshistorikern und -historikerinnen) eindimensional als die große Zäsur.

Aktuelle Publikationen / Vorträge
Lazarus Spengler (1479–1534). Der Nürnberger Ratsschreiber im Spannungsfeld von Humanismus und Reformation, Politik und Glaube, Tübingen 2004.

The Reformation of Faith in the Context of Late Medieval and Reformation History, Leiden, New York 2004.

Den Himmel kaufen. Heilskommerzielle Perspektiven des 14. bis 16. Jahrhunderts, in: Jahrbuch für Biblische Theologie 21, Neukirchen-Vluyn 2007, S. 239–275.

Die Nähe der Heiligen im ausgehenden Mittelalter: Ars moriendi, Totenmemoria und Gregorsmesse, in: Hamm/Klaus Herbers/Heidrun Stein-Kecks (Hg.): Sakralität zwischen Antike und Neuzeit, Stuttgart 2007, S. 185–221.

Hamm/Volker Leppin (Hg.): Gottes Nähe unmittelbar erfahren. Mystik im Mittelalter und bei Martin Luther, Tübingen 2007 (mit zwei eigenen Beiträgen).

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