Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Melanie Bauer (Stipendiatin)

Fränkische Studenten im 15. Jahrhundert an der Universität Padua

Melanie Bauer Etwa 130 heute noch fassbare Studenten aus dem fränkischen Raum (nämlich den Diözesen Würzburg, Bamberg und Eichstätt) nahmen im 15. Jahrhundert den Weg nach Italien auf sich, um in Padua Medizin oder Jurisprudenz zu studieren. Darunter finden sich so berühmte Namen wie diejenigen Hermann und Hartmann Schedels, der beiden bekannten Nürnberger Ärzte und Frühhumanisten, oder auch diejenigen der nachmaligen Eichstätter Bischöfe Johann von Eich und Wilhelm von Reichenau. Nach dem Studium erlangten nicht wenige der in Padua oder an anderen italienischen Universitäten promovierten Franken oft einflussreiche oder prestigeträchtige Positionen an Fürstenhöfen, im Kirchendienst oder in reichsstädtischen Führungsgremien. Ihr Rat war überall gefragt.

Das Dissertationsprojekt möchte in einem ersten Schritt all diese Personen prosopographisch erfassen. Das heißt, es werden alle erreichbaren Daten, wie etwa Herkunft, Karrierestationen, literarische Werke etc., zu dieser räumlich und zeitlich festgelegten Gruppe zusammengetragen. Aufgrund dieser Datenbank sind weitere Auswertungen, unter anderem auch statistischer Art, möglich. An mehreren ausgewählten Musterbiographien von Medizinern und Juristen soll das Charakteristische dieser Lebensläufe herausgestellt und auch die Bedeutung des Auslandsstudiums für den Prozess des Kulturtransfers aufgezeigt werden.

Dabei soll unter anderem folgenden Fragen nachgegangen werden: Was unterscheidet die Italien-Studenten in ihren Lebensläufen von den nur an heimatlichen Universitäten ausgebildeten Akademikern? Was ist das Fortschrittliche an den Lehrinhalten der italienischen Universitäten dieser Zeit? Damit ist die Frage verbunden, was die zu untersuchende Gruppe an neuem Wissen überhaupt in ihre Heimat mitbringen konnte. Bei den Medizinern wäre hier beispielsweise zu berücksichtigen, dass die Universität Padua vor allem für ihre lange praxisorientierte Tradition bekannt war und ist. Die ersten nachweisbaren Leichensektionen etwa fanden bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an der Paduaner Alma Mater statt. An der Kölner Hochschule werden dagegen erst 150 Jahre später mit Genehmigung Kaiser Friedrichs III. jährlich zwei Leichenobduktionen durchgeführt. Einen weiteren wichtigen Aspekt im Hinblick auf den Kulturtransfer bildet die – schon relativ gut erforschte - Rezeption des Frühhumanismus in Deutschland. Vor allem die Studenten waren es, die aus Italien die neuen Ideen der Studia humanitatis mitbrachten und für deren Verbreitung sorgten. Es sei nur daran erinnert, mit welchem Eifer und Stolz der ehemalige Paduaner Student Peter Luder an den Universitäten von Heidelberg, Erfurt und Leipzig die ersten humanistischen Vorlesungen über lateinische Klassiker abhielt. Auch die Möglichkeit, Griechisch zu erlernen, ist hier zu erwähnen. Im Jahr 1463 wurde an der Paduaner Hochschule der erste Lehrstuhl für Griechisch eingerichtet. Nördlich der Alpen war die Kenntnis des Griechischen noch lange eine Seltenheit.

Diese Beispiele zu mehren und weitere Formen von Kulturtransfer aufzuzeigen, soll unter anderem Gegenstand des Dissertationsprojektes sein.

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