Graduiertenkolleg 516
Kulturtransfer im europäischen Mittelalter

Arbeitsbereich C

Transfer und Transformation von Texten und literarischen Mustern im volkssprachigen und lateinischen Mittelalter

C. Allgemeines

Texte fungieren innerhalb des Transfer-Prozesses gleichermaßen als Gegenstände wie als Medien des Transfers – um diesem Doppelaspekt gerecht werden zu können, wird in diesem Arbeitsbereich nicht nur der Transfer, konkret also die Überlieferung von Texten über geographische, sprachliche und soziale Grenzen hinweg untersucht, sondern auch die Transformationen, die die Inhalte der Texte jeweils durch den Transfer erfahren. Um diesen Prozeß in den Blick nehmen zu können, muß eine weitere Untersuchungsebene geschaffen werden, die wir mit dem Begriff des ‚literarischen Musters‘ bezeichnen; das literarisches Muster wird hier als das konstitutive Strukturmerkmal eines Stoffes aufgefaßt. Es kann sich dabei um Topoi, Erzählzusammenhänge oder –absichten handeln. Durch die Analyse des literarischen Musters und der Transformation, die es im Transfer-Geschehen durchläuft, kann die Ebene der Überlieferung und ihrer geographischen Wege um die konkrete Gestalt des Transfergegenstandes ergänzt werden; nur aus der Neuformulierung und Anpassung des ‚Neuen‘ durch den Empfänger kann erschlossen werden, welches Bedürfnis der Transfer befriedigt und aus welchen Motiven heraus er vollzogen wurde – man könnte diesen Prozeß ‚Rekontextualisierung‘ nennen.

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